SUPEER interkulturelles peer-to-peer lernen
für jugendliche
Das interkulturelle SUPEER-Mentor*innenprogramm für einheimische und zugewanderte Jugendliche zielt darauf ab, junge Menschen aus beiden Zielgruppen auszubilden und zu qualifizieren, damit sie sich aktiv als Mentor*innen an einem gegenseitigen Integrationsprozess unter Gleichaltrigen beteiligen können. Das Programm basiert auf der Idee des Peer-to-Peer-Lernens mit dem Schwerpunkt auf interkulturellem Dialog und Begegnungen, interkulturellem Verständnis und aktiver Bürgerschaft. Das Programm bietet Leitlinien und Instrumente und ist in verschiedene Schritte unterteilt, mit Aktivitäten und Anleitungen zu deren Anwendung, von der Rekrutierungsphase bis hin zur eigentlichen Arbeitsphase.
Peer-to-Peer-Learning – Methoden
Diese Unterlagen stellen Methoden für die Implementierung und Förderung des Peer-to-Peer-Learning zwischen jungen Migrant*innen und jungen Menschen aus der Aufnahmegesellschaft zur Verfügung, womit Integration und Inklusion umsetzbare Aufgaben werden. Sie wurden im Rahmen des Erasmus+ Projekts »Supeer« entwickelt.
EINLEITUNG
Peer-Learning ist das Herzstück des SUPEER-Projekts. Im Zentrum steht, dass junge Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen ein Lernnetzwerk bilden. Gemeinsamer Ausgangspunkt und Konsens ist dabei, dass jede*r zu gemeinsamen Lernthemen des gesamten Vernetzungsprogramms, in das die jungen Menschen involviert werden, beitragen kann. Daher hat die SUPEER-Arbeitsgemeinschaft ein Vernetzungsprogramm entwickelt, in dem junge Menschen unterschiedlicher sozialer, ethnischer und kultureller Herkunft an ko-produktiven, peer-basierten und gemeinschaftsbildenden Lernaktivitäten teilnehmen. Die vorliegende Broschüre soll helfen, unser allgemeines Peer-Learning Konzept (vgl. O1 des Projekts) in konkrete pädagogisch-methodische Übungen und Lernmaterialien umzusetzen.
ENTSTEHUNGSPROZESS DES VORLIEGENDEN MATERIALS
Die Umsetzung des Vernetzungsprogramms sowie die gesammelten Methoden und Materialien sind Work in Progress. Wir entwickeln die jeweiligen Programme, Methoden und Materialien, führen sie ein und probieren sie aus, teilen und evaluieren unsere Erfahrungen und verbessern die Methoden- und Materialsammlung für neue Vernetzungsprogramme. Diese Sammlung bietet Ideen zur Unterstützung von Organisationen, die mit Peer-Learning arbeiten wollen.
Den Partnern war von Anfang an bewusst, dass, obwohl unsere Peer-Learning-Projekte auf einem gemeinsamen Konzept und gemeinsamen Methoden beruhen, sie sich auch unterschiedlich entwickeln, um den konkreten Bedürfnissen verschiedener Zielgruppen in unterschiedlichen Regionen und sozialen und kulturellen Situationen gerecht zu werden.
PÄDAGOGISCHE TRADITIONEN IM
PEER-LEARNING-PROGRAMM
Peer-Learning kann auf verschiedenen pädagogischen und didaktischen Traditionen und Zugängen aufbauen. Hier sollen kurz diejenigen erwähnt sein, die wir in das konkrete Vernetzungsprogramm hauptsächlich einbeziehen.
Wie wir im SUPEER-Konzept zum Peer-Learning erörtert haben, ist situiertes Lernen für Peer-Learning-Programme von enormer Relevanz, da es Lernprozesse in einer Community of Practice verortet. Diese praxisbezogenen Gemeinschaften sind ko-kreativ und ko-produzierend. Aus diesem Grund bauen wir im Rahmen unseres Vernetzungsprogramms ein ko-kreatives Labor auf, in dem verschiedene Methoden und Werkzeuge zum Einsatz kommen – direkt oder indirekt. Die Vorteile für junge Menschen in solchen Gemeinschaften sind im SUPEER-Konzept zum Peer-Learning beschrieben.
Die Leitgedanken des kooperativen Lernens spielen in unserem Vernetzungsprogramm eine wichtige Rolle, um sicherzustellen, dass jede*r in der Gruppe in der Lage ist, zur Lösung der jeweiligen Aufgabe beizutragen, und dafür verantwortlich, ein gemeinsames Ergebnis zu erzielen. Simultane Interaktion, positive Interdependenz, individuelle Verantwortung und gleichberechtigte Beteiligung zählen zu den pädagogischen Prinzipien des kooperativen Lernens (vgl. O1).
Der Ansatz narrativer Methoden ist bei peer-basierten und wechselseitigen Reflexionen sehr nützlich. Narrative sind Geschichten, die wir haben und über uns und unsere Leben erzählen. Ein grundlegender Ansatz von narrativen Methoden besagt, dass Menschen niemals durch ihre Probleme identifiziert werden können. Narrative Methoden helfen Menschen außerdem, ihre Herausforderungen zu externalisieren und konkrete Lösungen zu finden. Es handelt sich also um einen für junge Menschen wertvollen Ansatz zur Bewältigung ihrer Herausforderungen in der persönlichen Entwicklung und bei der Suche nach ihrer Identität und Rolle in der Gesellschaft.
Schritte des SUPEER Peer-Learning-Projekts
VORPHASE
Methoden der Vorphase
Im Folgenden empfehlen wir Methoden und Strategien zur Suche und Motivierung von Teilnehmer*innen an einem Peer-to-Peer-Projekt und zur Anfangsphase generell.
Peers: Suche und Motivierung
In der Anfangsphase eines Peer-Learning-Projekts ist die Suche nach Teilnehmer*innen vorrangig. Junge Menschen, die Interesse an so einem Programm haben könnten, müssen informiert werden. Seitens des SUPEER-Vernetzungsprogramms ist es wichtig, eine Mischung aus jungen Migrant*innen und/oder jungen Menschen aus dem Aufnahmeland zu finden, da wir uns auf die Inklusion und Erhöhung des sozialen Kapitals junger Migrant*innen/Geflüchteter konzentrieren. In dieser Methoden- und Materialsammlung beschreiben wir Strategien der Anwerbung und Mittel, um Jugendliche zu überzeugen und zu motivieren, an einem Peer-Learning-Projekt teilzunehmen.
Ein gemeinsames Thema finden
Das Hauptziel unseres Programmes betrifft soziale Aspekte – die Vernetzung und Begegnung von Jugendlichen mit unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen. Gerade für junge Menschen ist es sehr wichtig, ein gemeinsames Interesse zu haben, an gemeinsamen Aktivitäten teilzunehmen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das gemeinsame Thema für ein Peer-Learning-Projekt zu finden. Die unterstützende Organisation kann ihre eigenen Ideen einbringen und nach Jugendlichen suchen, die offen dafür sind, gemeinsam an einem vorgegebenen Thema zu arbeiten. Oder es bleibt der Gruppe überlassen, ihrem Projekt ein gemeinsames Thema zu geben. Es handelt sich hier um zwei Pole eines Kontinuums von Möglichkeiten. In jedem Fall muss der Prozess, ein gemeinsames Thema für ein Peer-Learning-Projekt zu finden, unterstützt werden. Die Sammlung bietet Methoden und Übungen, die von SUPEER-Partnern verwendet werden.
Präzisierung
Zu Beginn des Projekts sind einige Entscheidungen zu treffen, die wichtige Fragen betreffen:
- Was ist das endgültige Thema, an dem die Peers arbeiten werden?
- Was soll das Projekt hervorbringen?
- Wie sieht der gemeinsame Arbeitsplan aus?
- Was ist die jeweilige Rolle der Projektbeteiligten?
- Wann startet, wann endet das Projekt?
- Wie viel Zeit für das Projekt wird von den Peers erwartet?
- Wieviele Treffen wird es geben, in welchem Rhythmus?
ARBEITSPHASE
Die Peers arbeiten selbstständig an ihrem Projekt. Die unterstützende Organisation fördert jedoch mit verschiedenen Arten von Assistenz:
- Beiträge zur Verbesserung der Kompetenzen im Projektmanagement
- Workshops, um Kommunikationsfähigkeiten zu steigern, wie z.B. aktives Zuhören, Kommunikation im Team, Konfliktlösung und was sonst noch hilfreich sein kann
- Die Projektgruppe reflektiert regelmäßig mit Hilfe eines externen Moderators ihre Zusammenarbeit und den Projektfortschritt.
- Bei Bedarf kann Mediation und Supervision angeboten werden.
Einige Arten von Assistenz, Workshops etc. sind in dieser Broschüre beschrieben.
Methoden der Arbeitsphase
Folgende Methoden werden den Teilnehmer*innen und Organisator*innen helfen, ein Peer-to-Peer-Projekt zu unterstützen.
Eisbrecher – Einander kennenlernen
Teambuilding Übung – Aufreihen
Kommunikationsfähigkeiten – Hörübung: Eine ›wahre‹ Geschichte
Effektive Kommunikation – Aktivität üben
Die 6 Schritte der Problemlösung – Rollenspiel
Fähigkeiten zur Konfliktbewältigung – Verhandlungsgeschick trainieren
Mit Konflikten umgehen: Spiel mit Stühlen
Mit Konflikten umgehen: Don´t let me be misunderstood (Song von Nina Simone, Dt. Lass mich nicht missverstanden werden)
Session 1 – Förderung des kulturellen Verständnisses
Session 2 – Förderung von Gruppengeist und Raum für das Individuum
Session 3 – Förderung des kulturellen Verständnisses
Session 4 – Förderung des kulturellen Verständnisses
FINALE PHASE
Möglicherweise wird im Rahmen einiger Projekte eine Abschlussveranstaltung geplant, bei der die Ergebnisse präsentiert werden. Das ist nicht für jedes SUPEER-Projekt notwendig, aber es könnte zusätzlich motivieren, an einem finalen Ergebnis/Produkt und auf eine Abschlussveranstaltung zu zu arbeiten.
Auf jeden Fall ist ein Abschlusstreffen aller Beteiligten notwendig, um das Projekt zu reflektieren, sich gegenseitig Feedback zu geben und sich voneinander zu verabschieden.
Wir hoffen, dass die Methoden dieser Sammlung, die mit verschiedenen Phasen eines Peer-Learning-Projekts verknüpft sind, anderen bei der Durchführung solcher Projekte helfen werden. Es gibt viele andere Methoden, die verwendet werden können; die von uns angebotene Sammlung umfasst Methoden, mit denen die Partner von Supeer bereits gearbeitet haben.
Personen mit dem Interesse, mehr über den Hintergrund und die Grundidee von Peer-to-Peer-Projekten als Strategie zur Förderung sozialer Inklusion zu erfahren, können zusätzliche Informationen in unserer Forschungsarbeit IO1 finden. Personen mit Interesse an konkreten Projekterfahrungen der Partner, insbesondere unter den Einschränkungen durch Covid, können wir das Dokument IO4 empfehlen. Beide Dokumente stehen auf unserer Website zur Verfügung: https://supeer.eu